Es gibt nicht viele Konzerte, die ich mit meiner besten Ehefrau von Allen zusammen besuchen kann, doch das gestrige gehörte dazu. Schon seit Jahren sprach Sie davon, ob wir denn nicht einmal gemeinsam zu Gitarrenlegende Richie Blackmore samt seiner Maid Candice Night Händchen halten könnten, und so taten wir dies gestern abend im Hof vor der Krefelder Wasserburg Linn.
Und wir bekamen etwas geboten!
Der Reihe nach: Um 19h eröffneten die 4 deutschen Mannen der Band "Geyers" den Abend, die mit allerlei mittelalterlichen Instrumentariums die Musik längst vergangener Zeiten wieder auferstehen ließen. Zweifellos sehr schöne Musik, doch hatten Sie das Problem, daß es sich a) um ein bestuhltes Konzert handelte und b) es schlicht zu früh und zu sonnig war, um das Publikum zu stürmischen Reaktionen zu bewegen. Mehr als wohlwollendes Klatschen war einfach nicht drin, doch zum Übergang in den Act des Abends ließen Sie "Was wollen wir trinken" erklingen, und schon war das Publikum da!
Nach erfreulich kurzer Umbaupause und der zwischenzeitlichen Belagerung der Dixieklo´s erschienen besagte Hauptakteure auf der Brücke zum Burg Innenhof, welche links vom Konzertgelände lag. Fröhlich winkend legten Sie die Meter zur Bühne zurück und wurden mit stehenden Ovationen empfangen.
Und nun begann eine Show, die um ein Haar denkwürdig geworden wäre! Warum nur um ein Haar?
Nun, es ist hinreichend bekannt, daß für derartige Großveranstaltungen diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Im gestrigen Fall äußerte sich dies darin, daß eine Hundertschaft menschgewordener Pitbulls beständig durch die Reihen patroullierte, um nur ja jeden Versuch des Einsatzes elektronischer Aufzeichnungsmedien zu unterbinden. Jedwede anderweitige Gefahr konnte man eigentlich beruhigt ausschließen, denn das Publikum dieser Musik ist nicht wirklich bekannt für ausufernde Schlägereien, Messerstechereien oder anderweitige Gewaltausbrüche!
In der Folge wurden diese Menschen nur noch als "Graumänner" bezeichnet, denn auch der Ausdruck völliger Ausdrucklosigkeit scheint zum Einstellungskriterium einer Security Firma zu gehören. Abgesehen davon, daß man sich schlicht (von oben herab, weil sitzend) observiert fühlte, standen diese Muskelberge ständig im Sichtfeld und trübten den Gesamtgenuss dadurch lange Zeit sehr nachhaltig.
Zumindestens so lange, wie noch genügend Tageslicht vorhanden war. Mit zunehmender Dunkelheit begann sodann die Musik inkl. der Lightshow ihre volle Wirkung zu entfalten, und die Graumänner hielten sich mehr am Rand auf (konnten ja auch nix mehr sehen...!).
Und da war sie plötzlich, diese Magie, die vor allem durch Candice Night´s Stimme erzeugt wird. Wenngleich ordentlich Hall und Delay auf den Vocals lag, Sie kann eindeutig wirklich so gut singen, wie man es von Platte kennt. Traumhaft - wundervoll - gänsehauterzeugend - magisch!
Und uns Richie, ganz klar der (stille) Dominator auf der Bühne ist ein begnadeter Gitarrist, speziell bei der Verwendung akustischer Instrumente - und davon gab´s viele! Berechtigte Frage von Candice: "Oh my God, Richie, how many guitars does a man need?"
So spielte sich die eingespielte Band quer durch die immerhin schon 10 Jahre alte Diskographie, mischte ein paar E-Gitarrennummern mit ein (auf die ich hätte verzichten können, trotz "Black Night") und verließ nach zwei Stunden erstmalig die Bühne... um noch sagenhafte weitere 45 Minuten dranzuhängen! Der Zuschauer bekamm wirklich etwas für sein Geld geboten!
Und spätestens jetzt hielt es auch niemand mehr auf seinen Sitzen, so daß das gesamte Auditorium geschlossen bis in die hintersten Reihen stehenderweise dauerapplaudierte.
Meine Frau brachte es anschließend im Auto auf den Punkt: Abgesehen von der wunderschönen Musik, die sowohl interpretatorisch wie auch soundmäßig optimal dargeboten wurde, beeindruckte vor allem Ms. Night mit ihrer ungekünstelten natürlich-sympathischen Art. Ihr war anzusehen, welche Freude sie mit Ihrer Musik empfindet und welche Freude sie an der des Publikums hat. Daß Sie damit den "emotionalen Ausbrüchen" Ihres Partners kaum Raum ließ, war verschmerzbar

.
Und so entführte der gestrige Abend dann auch mich wieder zu den Wurzeln der Liveerlebnisse früherer Tage: Freude haben und Freude geben, abseits aller kommerzieller Regularien, aller Showgimmicks, Merchandising Absurditäten und sonstiger Eskapaden. Musik pur, mit Können und Emotion vorgetragen, so muß es sein!
Amen
BumTac
Setlist:
Waiting just for you
Past time with good company
Rainbow blues (Akkustisch)
Play minstrel play
Faerie queen - Faerie dance
Under a violet moon
Soldier of fortune
Durch den Wald zum Bachhaus
World of stone
Child In time / Mondtanz
Pianosolo
Ariel
I guess it doesnt matter anymore
Loreley
Home again
Ghost of a rose
Renaissance faire
The clock ticks on
Zugabe 1:
Black Night (+ Thema Woman from Tokyo)
St. Teresa
Village lanterne
Wind in the willows
Midwinters night / Dandelion wine
Beyond the sunset
Zugabe 2:
Spirit of the sea
First of May
Ritchie Blackmore - Gitarre / Mandoline / Drehleier
Candice Night - Gesang / Flöte / Tamburin / Schaumpfeife
Bard David - Keyboards / Gesang
Malcolm Dick - Schlagzeug
Bob Curiano - Bass / Gesang / Gitarre
Madeline Posner - Gesang
Nancy Posner - Gesang
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