Kurz nach 20.30 Uhr enterten drei Herren die Bühne des Schwarzen Adlers und Stoney Curtis kündigte ein »heavy and loud concert« an. Da musste ich ihm nach so mancher gesundheitsschädlichen Erfahrung doch spontan ein »No to loud!« zurufen.
Letztendlich hatte der Gig dann doch keine ’Ohrstöpsel’-Qualität.
Der das gesamte Konzert über arg wortkarge Curtis begann seinen Gewaltmarsch durch das Dickicht des Waldes mit “Last Train To Chicago“, der auch sein aktuelles Album “Acid Blues Experience“ eröffnet.
Heftige Gitarrensounds: Bitteschön! Mächtige Drums: Bitteschön! Pumpenden Bass: Bitteschön! Emotionsgeladenen Gesang: Fehlanzeige, was Stoney betrifft, zumindest über weite Strecken des Gigs. Immer dann, wenn Charles Glover II die Backing-Vocals sang, war Curtis’ Stimme auch ok.
Im zweiten Track, “Evil Woman“ (ebenfalls von “Acid Blues…“), prügelte der Drummer derart heftig auf die Fell, als wolle er ihre Standfestigkeit testen.
Der Musiker standen auf der Bühne, selbst untereinander kaum Blickkontakt hatten, sieht man mal von den Pausen zwischen den Nummern ab.
Mit dem vierten Song wurde eine etwas ’ruhigere’ Gangart gewählt. Die Stimme passt jetzt besser und Stoney Curtis entfernt sich meilenweit von den doch Bluesrock orientierten ersten Tracks und wir kommen langsam aber sich in die Acid-Pychedilc-Hyopnitic Ecke des Auftritts, die die Band dann spätestens mit dem fünften Song voll ausfüllte.
Viel Wah Wah- und verzerrte, sägende Gitarren-Sounds schallten aus der PA.
Die Stimmung im Publikum kam zum momentanen Zeitpunkt nicht über anerkennenden Applaus hinaus.
Im folgenden Song übernimmt der Drummer einen Teil der Leadvocals und überzeugt. Übergangslos wird die nächste Nummer gespielt und man bekommt so langsam das Gefühl, die Drei spielen mit geschlossenen Augen oder auf den Boden schauend für sich alleine auf der Bühne. Stoney bearbeitet und traktiert sein Arbeitsgerät, das er grundsätzlich nach jedem Lied neu stimmte, mit der kompletten Handinnenfläche.
Dann kam es zu einem Show-Element, dass wohl viele im Publikum noch nicht erlebt hatten: Curtis zog den Stecker aus der Gitarre und modulierte hauptsächlich mit dem Zeigefinger gigantische Klänge aus dem Teil. Nicht nur das, wurde dann ein Tonabnehmer bearbeitet und dann kamen die Saiten am Gitarrenhals dran.
Nun war das Publikum auf der Höhe der Dinge und honorierten es mit heftigem Beifall.
Schnitt!
Die eh einsilbigen Ansagen, die sich auf »The next song is from “Acid Blues Experience“« oder wie beim folgenden »One of the greatest Blues songs ever written« beschränkten, wurde “The Thrill Is Gone“ von B.B. King gespielt. Eine derartige Version ist mir weder auf Konserve noch live untergekommen. Diese war eben ’Curtis-like’. Da blieben der erkennbare Text und wenige essenzielle Riffs in den Ohren hängen. Alles Weitere waren wieder typische Gitarrenklänge, die einem da entgegengebracht wurden. Der Gitarrist schien das Bestreben zu haben, die Sounds, die er im Kopf hatte, auch uns hören zu lassen.
»The next song is from “Acid Blues Experience“«: “Baby Needs Lovin’“. Riffs, Riffs, Wah Wah und nochmals Riffs. Dazwischen Flinkefinger-Solo.
War es zuvor “The Thrill…“ machen wir beim “(Take Off) Around The World“, das auch gespielt wurde einen Zwischenstopp bei U2. “One Love“ und Stoney kann richtig gut singen.
»The next song is from Acid Blues Experience«: “Free“. Abermals gibt es ein heftiges Psycho-Solo um die Ohren. Mit Charles Grover II klingt der melodiöse Refrain gut.
Kein Ausflug!
Der nächste Track war nicht vom Album und eine Ansage erübrigte sich an dieser Stelle verständlicherweise: Stoney Curtis’ Gesang passt wie die Faust aufs Auge, wenn er Die Lyrics von “Purple Rain“ singt und bleibt überraschend dicht am Prince-Original.
Schluss?
Die Band verabschiedet sich.
Es gibt ’Zugabe’-Rufe und nach kurzer Pause folgt diese auch.
Ohne »The next song is from “Acid Blues Experience“« hören wir “World Without You“ und alle Drei geben nochmals alles, Curtis zieht eine Saite aus der Gitarre und endgültig Ende.
Acid Blues Experience!
Acid: Ja! Und die Fotos von Edwin
Blues: Naja!
Experience: War es bestimmt!
Fotos: Edwin Zaschka





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Joachim
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