Weiß nicht, ob hier noch jemand das neue Rowohlt Rocklexikon hat. Ist wahrscheinlich in Zeiten des Internet nicht mehr so üblich. Da steht zur Einleitung ein interessanter, pointierter Aufsatz von Wolf Kampmann drin. Ich zitiere mal für die, die es nicht gelesen haben:

„Dass der Rock'n'Roll just am 1. Januar 2001 sein zweites kalendarisches Jahrhundert begann, ist natürlich ein ganz und gar willkürlicher Einschnitt. Tatsächlich hat dieses Datum aber die Wahrnehmung verändert. Alles, was vorher war, passierte in einem anderen Jahrhundert. In einer anderen Ära. Noch unterscheiden wir zwischen den einzelnen Jahrzehnten seit den Fünfzigern, doch in wenigen Jahren werden diese Feinheiten verschwinden und wir werden nur noch vom 20. Jahrhundert sprechen. (...)
Der Rock des 20. Jahrhunderts ist ein gigantischer Fundus. All seine Stilistiken und Spielarten zeichnen sich aus der Distanz jedoch durch ein verwandtes Vokabular aus. Was vor zehn Jahren noch durch ideologische Weiten getrennt wurde, stellt heute keinen Widerspruch mehr dar. So ist es längst kein Sakrileg mehr, Deep Purple zu verehren und trotzdem ABBA zu mögen. Die Sex Pistols und Jethro Tull bilden im historischen Zoom genauso wenig Antipoden wie Frank Zappa und Boney M. Sie alle leisteten ihren Beitrag zu jener Sprache, die heute unser Verständnis von Rock'n'Roll ausmacht. Ja, es geht noch viel weiter, Gospel, Bluegrass, Samba, Tango, Walzer, Polka, Balkanfolklore und zahlreiche andere Formen von Roots Music spielen in unserer Zeit eine ungleich gewichtigere Rolle als noch in den Siebzigern, und zwar nicht als abgehobene Folk-Bewegung, sondern als integraler Bestandteil aller möglichen Mischformen von Rock und Pop, für die das vor der Jahrtausendwende noch passende Korsett Crossover längst nicht mehr greift. (...)“

Es wird dann im weiteren noch mit der These, dass heute alle Rockmusik Retro-Rock ist die übergreifende Kontinuität der Rockmusik dargestellt.

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